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Was bedeutet Nachhaltigkeit: Ein Trend oder eine Frage der Moral?

  • 3. Mai 2021
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Juni 2021


Collage zum Thema Nachhaltigkeit mit einheitlichem Farbverlauf von hell nach dunkel, Ozean, erneuerbare Ressourcen

Go Green ist das Motto unserer Generation. Aber wieso ist das so? Ist Nachhaltigkeit ein Trend, der sich ähnlich wie viel zu dünn gezupfte Augenbrauen und Cargohosen mit Reißverschluss-Beinen, temporär bei uns eingeschlichen hat und eines Tages plötzlich gänzlich wieder verschwunden ist? Werden wir künftig auf unsere Jutebeutel und Bambus Zahnbürsten zurückblicken und uns fragen „Was hat mich da denn bloß geritten?“, oder steckt vielleicht doch ein wenig mehr dahinter?


Um dieser Sache auf den Grund zu gehen, sollten wir uns erst einmal über den Begriff Nachhaltigkeit im Klaren werden. Was bedeutet eigentlich das Wort Nachhaltigkeit und was tut man denn nun wirklich, wenn man nachhaltig lebt?


  1. Begriffsklärung: Was bedeutet Nachhaltigkeit?

  2. Also, warum nicht nachhaltig leben? - Die Diskussion über die Nachhaltigkeit

  3. Fazit: Also was bedeutet Nachhaltigkeit denn nun wirklich - Trend oder Moral?


Begriffsklärung: Was bedeutet Nachhaltigkeit?


Ich würde kühn behaupten, dass den meisten hier das Konstrukt rund um das Thema grob bekannt ist, aber was es im Kern bedeutet, kann womöglich doch nur ein Bruchteil beantworten.


Ich habe mich für dich noch einmal schlau gemacht und die wichtigsten Eckpunkte zur Erklärung des Begriffs Nachhaltigkeit zusammengesammelt.


  • Nachhaltigkeit im Allgemeinen bedeutet, dass wir in unserem Tun an unsere zukünftigen Kinder und Enkelkinder denken und ihnen mit unseren jetzigen Taten nicht die Möglichkeit nehmen später auch ihren Bedürfnissen nachgehen zu können

  • Es dreht sich darum achtsam mit der Natur und der Lebensqualität der Menschen umzugehen, soziale Ungerechtigkeit zu verhindern und nachfolgenden Generationen eine gesunde Umwelt zu hinterlassen

  • Deswegen bedeutet Nachhaltigkeit auch gegen das Problem anzuarbeiten, dass Materialien und Gase (wie Kunststoffe oder Treibhausgase) unverhältnismäßig schnell produziert werden, aber die dadurch erzeugten Emissionen ewig brauchen, um wieder abgebaut zu werden. Teilweise dauert es Jahrzehnte, Jahrhunderte oder gar Jahrtausende, bis diese Abfälle wieder abgebaut sind

  • Demzufolge wird bei einem nachhaltigen Ansatz versucht die Abfälle, die also in unseren Meeren, Wäldern und in der Atmosphäre gelandet sind, so gut es geht zu reduzieren und Maßnahmen zu ergreifen, um die Erzeugung von Treibhausgasen, Kunststoffen und anderen Abfällen zukünftig zu vermeiden

  • Zusätzlich steht im Fokus, dass unser Überleben von der Natur und der Verfügbarkeit erneuerbarer Ressourcen abhängt. Deswegen sollten nicht mehr erneuerbare Ressourcen genutzt werden als nachwachsen oder nachproduziert werden können


Wir können also festhalten, dass es wichtig ist, dass wir durch unser Handeln Bedingungen schaffen, unter denen wir im Einklang mit der Natur leben können. Und das langfristig.


Braune große Felsbrocken mit Pflanzen an portugiesischer Küste

Also, warum nicht nachhaltig leben? - Die Diskussion über die Nachhaltigkeit


Stoffbeutel für plastikfreies Einkaufen
Stoffbeutel als plastikfreie Alternative

Während die einen der Meinung sind, dass der Verzicht auf Einkaufstüten im Supermarkt, der Gebrauch von teureren Stoffbeuteln und das Nutzen des eigenen To-Go-Kaffeebechers bloß persönliches Greenwashing für das gute Gefühl sind und den Unternehmen nur in ihren Etikettenschwindel reinspielen, sind die anderen davon überzeugt, dass ein gänzlicher Verzicht auf Plastik und Verpackungsmaterialien der einzig richtige Weg ist, um unseren Planeten zu retten.


Es gibt unzählige Argumente, die deutlich für einen grünen Ansatz sprechen: Die Ausbeutung von endlichen Ressourcen, der Klimawandel, die Schadstoffbelastung durch Verkehr, Landwirtschaft und Industrie, sowie eine gefährdete Biodiversität (also Tier- und Artenvielfalt) sind dabei nur eine Hand voll Punkte auf der endlos langen Liste von Konsequenzen, die unserem Handeln geschuldet sind.


Auf der anderen Seite stehen Kritiker, die davon sprechen, dass der Hype um die Nachhaltigkeit eine Illusion ist, mit der sich eine von Wohlstand geprägte Gesellschaft für ein gutes Gefühl in die Tasche lügt. Sie gehen davon aus, dass wohl eine Mehrheit dieser Menschen doch in letzter Konsequenz für die Bequemlichkeit und gegen die Nachhaltigkeit entscheiden würde. Auch das Wissen der Menschen über Abläufe und Ressourcen sei nicht ausreichend, um beurteilen zu können, ob ein Kauf nun wirklich nachhaltig war oder doch nur die Reaktion auf gutes Marketing war. Zusätzlich wird die Transparenz der Produkte und Unternehmen, die sich in großen Lettern Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben, kritisiert. Das Ergebnis wäre, dass jede*r einzelne Konsument*in doch nur sehr grob erahnen könne, wie ernst zu nehmen der gute Gedanke hinter Firma oder Produkt nun tatsächlich ist.


Aber Moment mal...Ist es dir auch aufgefallen? Nachhaltigkeit als Solches wird hier gar nicht kritisiert, richtig?! Ebenso wenig werden Notwendigkeit und Dringlichkeit in Frage gestellt, oder? Was in Frage gestellt wird, sind Umsetzung und Hingabe einer wohlstandorientierten Gesellschaft...


Und das hat auch so seine Gründe. Denn spricht man mit der Mehrheit der Bevölkerung, ist sie sich zwar einigen der oben genannten Punkte bewusst – in Bezug auf den eigenen Alltag fällt es den Meisten aber doch irgendwie schwer für einen nachhaltigen Lebensstil etwas zu verändern. Es fühlt sich an, als müssten wir unser Leben mir nichts, dir nichts auf den Kopf stellen, oft begleitet von der Frage, ob die großen und kleinen Maßnahmen, die man so mühevoll ergreift, denn überhaupt zu etwas führen, wenn nicht alle an einem Strang ziehen.



Fazit: Also was bedeutet Nachhaltigkeit denn nun wirklich - Trend oder Moral?


Ich denke wir können uns darauf einigen, dass Nachhaltigkeit also nicht nur eine nette, echt gut ziehende Geschichte ist, die sich Mode-, Beauty-, Lifestyle- und Automobilindustrie zu ihren Gunsten ausgelegt haben. Vielmehr ist es ein Thema, dass wir alle verinnerlichen sollten, weil wir als Menschheit mit unserem Handeln am Abgrund stehen. Denn wir kommen nicht mehr hinterher. Der Abbau der Schadstoffe, Kunststoffe und anderer Abfälle, die wir produzieren, geht nicht schnell genug, während der Abbau erneuerbarer Ressourcen viel zu schnell passiert. Und das sind Fakten.


Durch Bewegungen wie Fridays for Future sind Aufmerksamkeit und Wissen rund um die Themen Klima- und Umweltschutz in den letzten Jahren enorm gestiegen. Das Interesse an nachhaltigen Produkten hat parallel so rasant zugenommen, dass vermehrt Druck auf Industrien und Unternehmen eingeprasselt ist.

Braunes Schild aus Pappe, dass für weniger CO2 wirbt

Wir wissen, dass unser bisheriges Handeln unsere Erde zerstört. Wir wissen, dass wir nur langfristig etwas bewirken können, wenn wir unser Verhalten grundsätzlich ändern. Und wir wissen, dass wir es schaffen müssen aus einem Nischentrend Mainstream werden zu lassen, um das zu schaffen.


Was wir nicht wissen ist, wie genau wir das anstellen sollen. Wir sind überfordert, weil uns Anker und Leitfaden fehlen. Die Verantwortung liegt zu großen Teilen auf uns als Einzelperson, weil die Politik sich darauf verlässt, dass wir unsere Kraft nutzen Unternehmen zu einem grüneren Ansatz zu erziehen. Diese laufen andernfalls Gefahr uns als Konsumentengruppe zu verlieren. Dabei wissen wir aber nicht immer, was richtig und was falsch ist und wie viel unser persönlicher Beitrag denn nun wert ist, wenn die großen Klimasünden nicht anderweitig gestoppt werden.


So macht jede*r das, was er/sie für angemessen hält. Die einen machen aus der inneren Überzeugung heraus mehr, die anderen vielleicht etwas weniger, wieder andere beschäftigen sich gar nicht mit dem Thema. Und das rührt daher, dass unser Handeln in Bezug auf Nachhaltigkeit in unserem jeweiligen und eigenen Ermessen, dem Zugang zu Informationen, der Überzeugung und dem moralischen Verständnis liegt.



Aber was ist denn nun richtig und was ist falsch?


Wenn du mich fragst, sollte das Thema Nachhaltigkeit also für jeden eine Priorität sein, denn es geht um unser Miteinander, unsere Zukunft und den verantwortungsvollen Umgang mit dem, was wir haben. Für mich ist Nachhaltigkeit schon lange kein vorübergehender Trend mehr, sondern eine Frage der Ethik; Somit also ein Teil meiner moralischen Werte.


Mir ist es wichtig, wie es den Menschen und Tieren in meiner Umwelt geht und dass diese nicht die Konsequenzen meines Handelns tragen müssen. Deswegen lege ich sehr großen Wert auf ein achtsames und nachhaltiges Leben. Also versuche ich meinen Alltag so grün, wie möglich zu gestalten.


Und obwohl dem so ist, läuft das bei mir auch nicht immer ganz so rund: Auch ich nutze mal das Auto, obwohl ich die Bahn hätte nehmen können. Ich setze mich auch mal in den Flieger, um zwischen meiner Heimat Deutschland und meiner Wahlheimat Portugal entscheiden zu können. Das fühlt sich manchmal komisch an...


Frau sammelt Müll unter vollem Körpereinsatz an der Küste Portugals

Dafür kaufe ich regional und bio ein, verzichte auf Fleisch, setze mich für Umweltorganisationen ein, versuche Plastik weitestgehend zu vermeiden und sammele mit meinen Freunden Müll in der Natur ein, wann immer uns etwas über den Weg läuft.


Schritt für Schritt versuche ich mich so einem nachhaltigeren Lebensstil zu nähern, ohne einen krampfhaften Zwang daraus werden zu lassen. Ich möchte meine Gewohnheiten langfristig verändern und nicht dauernd ein schlechtes Gewissen haben, weil ich meinem selbstauferlegten Zwang nicht gerecht werden kann. Vermutlich würde ich dann über kurz oder lang das Handtuch gleich wieder werfen, weil ich das Gefühl hätte mich zu sehr einschränken zu müssen.


Meines Erachtens bedeutet Nachhaltigkeit nämlich eben genau das nicht: Sich zu einem Lebensstil zu zwingen. Es bringt viel mehr, wenn wir langfristig (also nachhaltig) kleine Dinge grundlegend verändern bis wir es verinnerlicht haben, als dass wir für wenige Wochen alles nach Lehrbuch angehen und danach wieder zum alten Lebensstil zurückzukehren. Das Ziel sollte daher nicht sein alles perfekt zu machen. Wir müssen keine Full-Time-Hippies sein, um einen Beitrag leisten zu können. Auch für mich fühlt es sich manchmal so an, als wenn mein eigener kleiner Beitrag nicht viel bewirkt; Als könnte ich mit meinem Handeln keine Berge versetzen. Vielleicht ist das auch so - Einer alleine kann vielleicht nicht viel verändern. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass wenn jeder von uns versucht jeden Tag einen kleinen Beitrag zu leisten, dass wir gemeinsam so viel erreichen können: Mit jedem kleinen Schritt, mit jedem Verzicht und jeder Geste können wir unseren ökologischen Fußabdruck reduzieren und die Welt gemeinsam zu einem besseren Ort machen!


Was denkst du? Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich? Achtest du in deinem Alltag darauf? Was tust du für mehr Nachhaltigkeit und wo könntest du vielleicht nochmal ein bisschen nachjustieren?


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